Als mobile Roboter werden Roboter bezeichnet, die sich in ihrer Umgebung bewegen und agieren können. Der Bau von mobilen Robotern ist beliebt in der Hobbyelektronik, mobile Roboter werden aber auch zunehmend interessant für industrielle Anwendungen, z.B. in der Fertigung und Intralogistik.
Immer mal wieder werde ich über Artikel, z.B. bei heise, golem oder in Blogs auf Kickstarter-Projekte aufmerksam, die Roboter oder – noch besser – Roboter-Kits zum zusammenbasteln anbieten. Es zuckt immer in meinen Fingern, diese Projekte zu unterstützen. Leider weiß ich mittlerweile aus Erfahrung, dass diese Projekte mangels Zeit dann doch irgendwie oft liegenbleiben. Ich werde wahrscheinlich noch warten müssen, bis mein Sohn groß genug ist, damit ich mit ihm zusammen daran rumbauen kann.
Im folgenden zwei Projekte, bei denen ich in den letzten Tagen wieder ganz kurz davor war:
Petoi Bittle
Bei dem kleinen Roboterhund Petoi Bittle überzeugt mich einmal die Größe (passt ungefähr auf eine Hand) und einfach die unfassbar geschmeidigen Bewegungen (ab ca. 0:30 im Video):
Mit knapp 500€ ist bezahlt man für diese eleganten Bewegungen allerdings auch eine Menge Geld dafür.
Cardbots
Das zweite Projekt, bei dem ich nur Millimeter davor war, auf den Knopf zu drücken, sind die Cardbots, auf die ich via robots-blog aufmerksam geworden bin. Wie in der nachfolgenden Animation zu sehen, verkauft das aus Mexiko stammende Projekt die notwendigen Motörchen (gibt’s dieses Wort?), Winkelchen und sonstige Teilchen, um aus Pappe beliebige Roboterkonfigurationen zu basteln.
Klingt für mich nach viel Potential für Kreativität und vielleicht sogar nach dem richtigen Bausatz für Robotik in Schulkassen. Oder vielleicht ein gutes Weihnachtsgeschenk? Das Set kostet exklusive Versand 1.800 Mexikanische Peso, das entspricht ungefähr 73 Euro. Zur Unterstützung (und Kauf) der Cardbots bleiben nur noch 20 Tage! Das Video dazu gibt’s hier:
Insgesamt lohnt es sich auf jeden Fall, ab und zu mal bei Kickstarter die Kategorie ‚Roboter‘ zu durchwühlen.
Eigentlich sollte die IROS, neben der ICRA die wohl wichtigste Robotik-Konferenz, in diesem Jahr im Oktober in Las Vegas stattfinden. Eigentlich. Natürlich macht der neuartige Coronavirus diesem Plan einen Strich durch die Rechnung, wie zuletzt schon der ICRA und auch der ROSCon und vielen anderen Konferenzen weltweit.
Die gute Nachricht ist aber: sie findet virtuell statt, als IROS 2020 On-Demand. Und noch besser: sie ist komplett kostenlos.
Mit der kostenlosen Registrierung gibt es Zugang zu allen technischen Vorträgen, Panel-Diskussionen, Keynotes, Workshops, Tutorials, etc. Wenn ich es richtig verstehe, gibt es damit auch kostenlosen Zugriff auf die Proceedings bei IEEE und damit auf alle Konferenzbeiträge in schriftlicher Form.
Es lohnt also, sich zu registrieren und zwar hier: IROS 2020 Sign-Up. Am 25. Oktober 2020 geht’s los und geht bis zum 25. November.
Ein weiterer Artikel aus der Serie „Roboter gegen COVID-19“: Pepper erinnert uns daran, unsere Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) zu tragen.
Geplante Einsatzorte für Pepper sind sowohl Geschäfte als auch Büros, in denen Menschen auch mal versehentlich vergessen, Ihre Masken zu tragen. Die in Pepper eingebaute, auf OpenCV basierende Gesichtserkennung kann das erkennen und ein entsprechendes Verhalten bei Pepper auslösen. Erkennt Pepper etwa, dass die untere Gesichtshälfte nicht ordentlich bedeckt ist, weist der Roboter freundlich darauf hin („You have to always wear a mask properly.“, etwa: „Sie müssen ihre Maske immer ordentlich tragen.“). Setzt die betreffende Person ihre Maske dann allerdings auf, bedankt sich Pepper auch artig: „Thank you for having put on your mask“ (etwa: „Danke für das Ausetzen der Maske“).
Wie im folgenden Video zu sehen ist, kann Pepper mehrere Personen gleichzeitig nach Masken scannen und zeigt diese auf seinem Display entweder mit roter Umrandung (trägt keine MNB) oder grüner Umrandung an:
Das Verhalten des Roboters kann laut Hersteller SoftBank noch erweitert werden, zum Beispiel dem Geschäft zu melden, wenn sich in ihm Personen ohne Masken aufhalten. Als Roboter-Polizei sei das nicht gedacht, versichert man bei SoftBank, sondern nur als freundliche Erinnerung. Nunja…
Im Video ist leider nicht zu erkennen, wie gut das wirklich funktioniert. Dort wirkt es doch etwas aufgesetzt und alle Personen beugen sich ganz deutlich vor die Kamera des Roboters. Solch optimalen Bedingungen für die Gesichts- bzw. Maskenerkennung dürfte es im echten Geschäfts- und Büroumfeld doch seltener geben.
Wie Boston Dynamics heute bekannt gab, ist der kleine, flinke Vierbeiner Spot jetzt nicht mehr nur in den USA, sondern auch Europa, Großbritannien und Kanada erhältlich.
Spot ist für schlappe 74,500$ zu haben und innerhalb von 6-8 Wochen bei Dir. Wenn das kein Schnäppchen ist … Großkunden und Universitäten kommen sogar noch günstiger dran.
Hier nochmal das tolle Launch-Video aus dem letzten Jahr:
Bei Merck in Darmstadt ist Spot sogar schon im Einsatz. Zusammen mit Energy Robotics wurde Spot dort in Betrieb genommen, um die Anlagen des Chemieunternehmens zu inspizieren.
Eigentlich sollte im Oktober diesen Jahres die alljährliche ROSCon, eine Konferenz rund um ROS, das Robot Operating System, in New Orleans stattfinden. Vernünftigerweise passiert das wegen der COVID-Pandemie natürlich und leider nicht. Stattdessen findet in diesem Jahr als Ersatz zum ersten Mal überhaupt ein ROS World statt.
Die ROS World 2020 wird eine virtuelle 1-Tages-Konferenz am 12. November, die die ROSCon ersetzt und der ROS-Community einen Ausgleich geben soll, sich trotzdem auszutauschen und vernetzen zu können. Wie bei einer ROSCon wird es natürlich auch bei der ROS World viele Vorträge aus der Community geben, die im Live Stream übertragen werden. Dazu kommen Diskussionsforen, 1-zu-1-Videochats zwischen Teilnehmer:innen und Interaktionsmöglichkeiten während des Vortrags zum Fragenstellen und Abstimmen über Themen.
Ich habe mich auf jeden Fall schon als Teilnehmer registriert, vielleicht werde ich mich auch noch an einem Beitrag beteiligen (etwa zu micro-ROS). Die Registrierung zum Event scheint erstmal kostenlos zu sein, zumindest noch bis zum 5. Oktober. Hier geht’s zur Registrierung!
Die nächste ROSCon gibt es dann voraussichtlich vom 21. – 22. Oktober, natürlich in New Orleans.
Eine dringende Frage der Community wurde auch schon beantwortet: Ja, es gibt T-Shirts! 😉
Im März hatte ich im Rahmen der öffentlichen Namensfindung schon über den neuen Mars-Rover Perseverancegeschrieben. Übermorgen, am 30. Juli, soll er sich jetzt endlich auf den Weg zum Mars machen – mit deutscher Beteiligung. Der Rover ist mit seiner umfangreichen Sensorik an sich schon recht komplex, trägt aber zusätzlich noch eine kleine Hubschrauberdrohne mit sich, die Erkundungsflüge auf dem Mars unternehmen soll:
Übermorgen, am 30. Juli 2020 um 13:50 Uhr mittel-europäischer Zeit, soll es von Cape Canaveral losgehen. Auf die Landung und den ersten Einsatz des Rovers müssen wir noch etwas warten: das ist für den 18. Februar 2021 geplant.
Wie schon bei vorigen Missionen wie Mars Express, Dawn, MASCOT/Hayabusa2 und Philae/Rosetta hat auch diese Mission wieder deutsche Beteiligung an Bord: an der Verarbeitung der Bilder der Stereokamera Mastcam-Z sind Forscher des Berliner Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) beteiligt. „Die beiden wissenschaftlichen Augen von Perseverance zur räumlichen Orientierung und mineralogischen Analyse befinden sich am ‚Kopf‘ des Rovers auf dem markanten Mast“, erklärt Frank Preusker vom DLR-Institut für Planetenforschung. Die im Kopf enthaltene Kamera kann mit maximalem Zoom bei einzelnen Aufnahmen Objekte von „der Größe einer Stubenfliege über die Länge eines Fußballfeldes hinweg sichtbar machen“. Insgesamt hat Perseverance sogar über 23 Kameras an Board, mehr als jede andere Mars-Mission bisher.
Zusammen werden die Kameras von Perseverance in der Lage sein, 360-Grad-Panoramen in 3D und in Farbe zu liefern. Auf die können wir uns also ab Februar 2021 freuen!
Gemäß zweier Studien der TU Darmstadt steigt durch die Corona-Pandemie die Akzeptanz für humanoide Roboter, schreibt die Süddeutsche. In den Studien wurden 475 Arbeitnehmer:innen beziehungsweise Führungskräfte aus den USA befragt und 250 aus Deutschland.
Die Ergebnisse seien recht eindeutig, mehr als zwei Drittel der Befragten hätten deutliche Vorteile von Servicerobotern gesehen, z.B. gesenktes Infektionsrisiko, Vorbeugen vor Fachkräftemangel und Entlastung menschlicher Arbeitskräfte.
Ob diese Ergebnisse auch über die Pandemie hinaus Bestand haben?
Zum tatsächlichen Einsatz von Robotern im Kampf gegen das Coronavirus, über den wir schon geschrieben haben, kann Prof. Dr. Murphy aus Texas etwas konkreter berichten und tat dies bei IEEE Spectrum. Murphy ist Professorin an der Texas A&M University, sowie Direktorin des Center for Robot-Assisted Search and Rescue (CRASAR). Sie kennt sich mit Robotern im Einsatz bei Katastrophen also durchaus aus.
Im nachfolgenden Bild ist eine interessante Übersicht zu sehen, in wie vielen Ländern denn nun wirklich schon Roboter für welche Zwecke eingesetzt werden. Roboter sind dabei in fünf Anwendungsbereiche eingeteilt, deren konkrete Aufgaben jeweils in der Spalte von oben nach unten in absteigender Häufigkeit einsortiert sind.
Erstaunlicherweise sind in den meisten Ländern (in insgesamt 16) Roboter im Einsatz, die sich im öffentlichen Raum bewegen und dort zum Beispiel helfen, Quarantäne-Maßnahmen durchzusetzen (am häufigsten) oder öffentliche Plätze zu desinfizieren. Das finde ich in sofern erstaunlich, dass a) der öffentliche Raum für Roboter potentiell die komplizierteste und unsicherste Umgebung ist und b) mir in Deutschland diese Vorstellung doch im Moment noch eher fremd erscheint.
In der nächst-häufigen Kategorie, klinische Pflege, sind auch Roboter zum desinfizieren verbreitet sowie – wie wir schon orakelt haben – Telepräsenzroboter. Eine weitere stark vertretene Klasse von Robotern, die gleich in drei Anwendungsfällen (die drei rechten Spalten in der Grafik) vertreten ist: Lieferroboter.
Unabhängig von dem tatsächlichen Einsatz des Roboters merkt Dr. Murphy allerdings noch an, dass die unmittelbar nützlichsten Roboter ohnehin einfach diejenigen sind, die es schon gibt und an deren Nutzung sich die Menschen schon gewöhnt haben.
The most effective robots right now, she adds, are the robots that already exist, that people are already comfortable using, that have low activation energy, and that can scale up to be immediately useful.
Kürzlich haben wir über den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Robotern in der Coronavirus-Pandemie geschrieben. Dabei haben wir insbesondere von möglicherweise verstärkter Nutzung von Telepräsenzrobotern fabuliert. Ein kurioses Beispiel dafür gibt es jetzt in Japan, an der Business Breakthrough (BBT) University in Tokyo. Dort haben bei einer Abschlussfeier nämlich Telepräsenzroboter die Studenten ersetzt und an deren Stelle die Abschlussurkunden entgegengenommen. Natürlich feierlich in Robe gekleidet:
Die Gesichter der jeweiligen Studenten wurden dafür auf die Bildschirme der Roboter gestreamt und die Studenten konnten am Laptop der Veranstaltung beiwohnen. Besonders skurril wird es – wie im Vorschaubild zu sehen – als auch ein Abschlussbild mit den Robotern statt den echten Studenten gemacht wird.
Auch wenn der Flair einer echten Abschlusszeremonie sicher nicht aufkommt … der Zweck, größere Versammlungen zu vermeiden, ist erfüllt. Die Studenten haben wohl außerdem eine lustige Partygeschichte (und Fotos davon) für den Rest ihres Lebens.
Nein, gemeint ist hier nicht der Holzmichl, sondern mein erster Staubsaugerroboter. Am 7. August 2009 habe ich meinen Roomba 580 gekauft. Damit war ich schneller als Arne, was auf botzeit gut dokumentiert ist, und er tut heute noch seinen Dienst. Wie in jeder Beziehung hat auch meine Geschichte mit Roomba Höhen und Tiefen erfahren.
Anfängliche Wutanfälle
Bis sich der neue Roboter an seine neue Umgebung gewöhnt hat, dauert es eine Weile. Das kann dazu führen, dass ein nicht kompatibler Teppich unweigerlich die Wohngemeinschaft verlässt, nachdem er von Roomba spontan zerpflückt worden ist. Einen ähnlichen Fall hat Arne ja beispielsweise hier dokumentiert. Aber diese Phase ging bei uns schnell vorbei und es kehrte bald Harmonie ein.
Der Akku – Plötzliche Appetitlosigkeit
Etwa alle anderthalb Jahre verliert der kleine seinen Appetit und wirkt etwas launisch und kraftlos. Das heißt, Roomba lädt nicht mehr richtig und saugt auch nicht mehr die ganze Wohnung. Das ist dann für mich das Zeichen, wieder einmal einen neuen Akku zu kaufen. Den gibt es bei einem wohlbekannten börsennotierten Onlineversandhändler mit einer breit gefächerten Produktpalette. Diverse Anbieter verkaufen Nachbauten um etwa 30 €. Originale gibt es für etwas mehr Geld. Bisher habe ich noch nie ein Problem mit den Nachbauten gehabt.
„Fehler 9“ – Das verflixte siebte Jahr
Unsere schwerste Krise hatten wir — ganz klassisch — im verflixten siebten Jahr. Urplötzlich drehte Roomba buchstäblich am Rad und bewegte sich nur noch im Kreis. Es stellte sich heraus, dass es an einer altersschwachen Infrarot-Diode und / oder einem altersschwachen Fototransistor lag. Die Diode und der Transistor bilden das Herzstück der Bumper. Sie lassen Roomba erkennen, dass er gegen ein Hindernis gefahren ist. Die besagte Symptomatik ist auch als „Fehler 9“ bekannt. Es kann mit etwas handwerklichem Geschick, etwas Zeit, einem Schraubendreher und einem heißen Lötkolben für unter 5 € behoben werden. Also habe ich mir eine Flasche Bier aufgemacht und meinen Roomba damals nach der Reparaturanleitung von Andy Dunkel (vielen Dank!) kuriert:
Wer schon einmal bei einem Neuwagen nach ersten paar tausend Kilometern ein Abblendlicht gewechselt hat, der ahnt was jetzt kommt. Richtig, weniger als ein Jahr später hat Roomba einen Rückfall. Die gleiche Symptomatik, mit anderer Drehrichtung… Als ich den kleinen aufgeschraubt und bis auf seine intimsten Platinen zerlegt hatte, hätte ich gleich auch den anderen Bumper reparieren sollen. Glücklicherweise hatte ich ein paar Dioden und Fototransistoren extra gekauft. Bier war auch noch im Kühlschrank…
Hat er einen anderen?
Seit dem läuft es eigentlich gut in unserer Beziehung. Wenngleich ich zugeben muss, hin und wieder mal mit meinen Gedanken „bei einem anderen“ zu sein. Beim HiWi Job im Studium durfte ich an Sparse Visual SLAM Algorithmen mit Omnidirektionalen Kameras mitentwickeln. Die habe ich dann auf einem Pioneer Roboter erprobt. Dann habe ich bei einem großen Technologieunternehmen in der Entwicklungsabteilung genau daran weitergearbeitet. Obwohl ich heute in einem etwas anderen Teilgebiet der Robotik unterwegs bin, könnte ich mir einen neuen Staubsaugerroboter kaufen, der das alles mitbringt. Das juckt mich natürlich schon…
Dennoch bleibe ich meinem alten Roboter treu. So lange er noch tut, bleibt er der einzige Staubsaugerroboter in meinem Leben.
Reparier‘ Deinen Staubsaugerroboter
Vielleicht eine gute Beschäftigung an einem langweiligen Abend in Covid-19-Isolation? Wenn Du noch einen alten Roboter rumstehen hast, versuche ihm doch wieder Leben einzuhauchen.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann saugt er die Wohnung auch morgen noch…