Roboter im Dortmunder Tatort

Am morgigen Sonntagabend läuft die Premiere des Dortmunder Tatort Alter Ego (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr), der schon vor Wochen an den Bielefelder Robotik-Instituten CoR-Lab und CITEC seine Schatten voraus warf.

Der Grund: Die Spurensuche führt die Kommissare im Tatort in ein Technologiezentrum spielt, in dem an menschenähnlichen Robotern geforscht wird. Für den Spielfilm wurde das Technologiezentrum mit den zwei Bielefelder Robotern iCub und Flobi ausgestattet wurde. Die Ermittlerin befragt darin eine Tat-Zeugin, während ihr Kollege mit unserem iCub spielt.

Der Roboter wurde dazu so programmiert, dass er von einem Schauspieler gesteuert werden konnte, dessen Bewegungen mit Infrarotsensorik erfasst und gleichzeitig vom iCub nachgespielt werden.

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Vorbereitung einer Filmszene mit dem Bielefelder iCub

Das Humanoids Lab am CoR-Lab, in dem der iCub normalerweise steht, ist nur wenige Türen von meinem Büro entfernt und auch wenn ich nicht selbst an den Vorbereitungen beteiligt war, erinnere ich mich an so manchen langen Abend, an dem im Lab die Vorbereitungen liefen. Schon Tage vor dem Dreh wurden die Roboter für den Auftritt vorbereitet und programmiert, denn die Anforderungen für einen Filmdreh sind andere als die der täglichen Forschungsarbeit am Institut, insbesondere die neue Umgebung mit vielen Menschen, viel Hektik, neuen Anforderungen und komplett anderen Lichtverhältnissen als im gewohnten Labor. Die Kollegen Florian Lier, Simon Schulz, Lars Schillingmann und Frank Hegel haben dann auch den Roboter nicht nur selbst zum Drehort gebracht, sondern auch den ganzen Drehtag vor Ort betreut.

Leider ist das zahlreiche Filmmaterial mit dem Roboter letztendlich stark gekürzt worden, auf etwa 5 Sekunden. Spaß hat es allen Beteiligten aber wohl trotzdem gemacht und war für die Bielefelder Robotik auf jeden Fall eine spannende Erfahrung.

Neue Westfälische: Ein Roboter als Fernsehstar

Uni Bielefeld: Neuer Dortmund-Tatort mit Bielefelder Robotern

Linktipp: ‚Robotergesetze‘ über den Film ‚Mensch 2.0‘

Ein Linktipp: Boris Hänßler schreibt in seinem Blog Robotergesetze über den Film „Mensch 2.0“, der Ende des Monats in die deutschen Kinos kommt:

Ich kann den Film sehr empfehlen. Es kommen zwar die üblichen Verdächtigen zu Wort, Hiroshi Ishiguro, Kevin Warwick, Ray Kurzweil, Bruce Duncan usw. Aber der Film verbindet die Robotik-Forschung mit der Frage, was Menschsein heutzutage bedeutet – und was es heißt, künstliche Intelligenz zu schaffen.

Boris Hänßler

Die Beschreibung des Films klingt hochinteressant und könnte in Teilen thematisch an den Film Plug&Pray anknüpfen. Spennend ist sicher auch das Interview mit dem Macher des Films, Alexander Kluge, das Boris Hänßler gemacht hat und das laut eigener Aussage in zwei Wochen erscheint.

Positiv ist mir auch aufgefallen, dass künstliche Intelligenz nicht als Bedrohung erscheint. Alexander Kluge ist weder Optimist noch Pessimist. Das finde ich sehr angenehm.

Boris Hänßler

Der ganze Artikel bei Robotergesetze: Kinofilm: Gedanken zum Mensch 2.0

DGR-Tage 2012

Heute sind die DGR-Tage 2012, das zweite Jahrestreffen der Deutschen Gesellschaft für Robotik, zu Ende gegangen. Dieses Mal wurden sie gemeinsam von Olliver Brock, Marc Toussaint und Ivo Boblan an der TU Berlin ausgerichtet. Das Jahrestreffen teilt sein hehres Ziel mit dem von botzeit propagierten Robotik-Stammtisch, allerdings deutschlandweit: Nämlich den Austausch der deutschen Ro­bo­tik-Forschungslandschaft, insbesondere der Doktoranden, zu fördern.

Dementsprechend waren am ersten der beiden Veranstaltungstage zwanzig Dokto­ran­den, dieses Mal auch ich, eingeladen, ihre Projekte und ihre Forschung vorzustellen. Viele interessante Projekte, aufgeteilt nach den For­schungs­fel­dern Perception (Umgebungs­wahr­nehmung), Representations and Learning (Umgebungs­repre­sen­tation und maschi­nel­les Lernen), Manipulation and Motion Planning (Greifen und Be­we­gungs­pla­nung), Robot Programming und Flying, Swimming, Rolling.

Der Vorträge des zweiten Veranstaltungs­tags wurde mit Vor­trägen verwandter Diszi­pli­nen und den deutschen Big Players der Robotik­szene gefüllt: u.A. Michael Beetz, Helge Ritter und Wolfram Burgard (dem sich der erste Beitrag von botzeit widmete).

Die Teilnahme an dieser Veran­staltung (die es auch im nächsten Jahr wieder geben soll), kann ich jedem nur empfehlen, der sich für die deutsche Robotik-Forschungs­land­schaft interessiert. Hier zeigen sich die deutsche Unis und Robotik­institute und zeigen Aus­schnitte aus ihren aktuellen Forschungs­pro­jekten. Dem ab­schlie­ßenden Aufruf der Veran­stalter, die Mailingliste der DGR zur Anmeldung zu empfehlen, die über diese und ähnliche zukünf­tige Veran­stal­tungen infor­miert, kann ich mich deswegen nur anschließen.

Cheetah rennt … schnell

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Cheetah von Bostom Dynamics rennt

Der neue flinke Vierbeiner Cheetah von Boston Dynamics zeigt in den letzten Tagen, dass selbst die schnellsten Menschen nicht mehr vor Robotern sicher sind. Cheetah rennt in dem folgenden Video für einen kurzen Moment über 45 Stundenkilometer (28,3 mph) schnell, und überholt damit selbst Usain Bolt, der bei seinem Weltrekord-Lauf 2009 auf 100 Metern im Schnitt knapp 38 km/h schnell lief.

Von Doping ist bei Cheetah übrigens nichts bekannt, wohl aber ist der Roboter die ganze Zeit seitlich geführt und der Druck für die Hydraulik kommt auch noch über Schläuche von außerhalb.

Cheetah in Aktion - zwischenzeitlich 45 km/h schnell (28,3 mph)

Dass der Roboter so schnell laufen kann und den alten Rekord von 21 km/h (13.1 mph) aus dem Jahr 1988 so beeindruckend brechen konnte, liegt übrigens weniger an stärkeren Motoren und besserer Hardware, sondern hauptsächlich an einer cleveren Koordination der Körperteile, die man sich vom biologischen Vorbild abgeschaut hat. Zum Beispiel, dass die Vorderbeine beim Laufen innen an den Hinterbeinen vorbei geführt werden können, was wie beim echten Geparden große, raumgreifende Schritte erlaubt.

Und Boston Dynamics will noch mehr: Der Nachfolger soll im nächsten Jahr im freien Terrain laufen können und dabei auch Richtungswechsel beherrschen. Dass Boston Dynamics für die Zukunft auch anpeilt, den Geschwindigkeitsrekord des echten Gepards (110 km/h) zu brechen, steht außer Frage.