Der nächste Mars-Ro­ver wieder mit deutscher Beteiligung

Im März hatte ich im Rahmen der öffentlichen Namensfindung schon über den neuen Mars-Rover Perseverance geschrieben. Übermorgen, am 30. Juli, soll er sich jetzt endlich auf den Weg zum Mars machen – mit deutscher Beteiligung. Der Rover ist mit seiner umfangreichen Sensorik an sich schon recht komplex, trägt aber zusätzlich noch eine kleine Hubschrauberdrohne mit sich, die Erkundungsflüge auf dem Mars unternehmen soll:

Mars-Ro­ver “Per­se­ver­an­ce” und Hub­schrau­ber­droh­ne “In­ge­nu­i­ty” [NASA/JPL-Caltec]

Übermorgen, am 30. Juli 2020 um 13:50 Uhr mittel-europäischer Zeit, soll es von Cape Canaveral losgehen. Auf die Landung und den ersten Einsatz des Rovers müssen wir noch etwas warten: das ist für den 18. Februar 2021 geplant.

Wie schon bei vorigen Missionen wie Mars Express, Dawn, MASCOT/Hayabusa2 und Philae/Rosetta hat auch diese Mission wieder deutsche Beteiligung an Bord: an der Verarbeitung der Bilder der Stereokamera Mastcam-Z sind Forscher des Berliner Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) beteiligt. „Die beiden wissenschaftlichen Augen von Perseverance zur räumlichen Orientierung und mineralogischen Analyse befinden sich am ‚Kopf‘ des Rovers auf dem markanten Mast“, erklärt Frank Preusker vom DLR-Institut für Planetenforschung. Die im Kopf enthaltene Kamera kann mit maximalem Zoom bei einzelnen Aufnahmen Objekte von „der Größe einer Stubenfliege über die Länge eines Fußballfeldes hinweg sichtbar machen“. Insgesamt hat Perseverance sogar über 23 Kameras an Board, mehr als jede andere Mars-Mission bisher.

Zusammen werden die Kameras von Perseverance in der Lage sein, 360-Grad-Panoramen in 3D und in Farbe zu liefern. Auf die können wir uns also ab Februar 2021 freuen!

Mehr zu der Mission gibt es direkt beim DLR: NA­SA sucht mit Ro­ver Per­se­ver­an­ce nach Spu­ren frü­he­ren Le­bens

DLR-Roboter Justin ruft Kinder auf: „Bastelt einen Roboter!“

Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) hat sich eine tolle Aktion für Kinder einfallen lasse, die sich möglicherweise zur Zeit langweilen: #RoboterAtHome. DLR’s Roboter Justin ruft Kinder dazu auf, zuhause Roboter zu bauen und zu basteln und ihm Bilder davon zu schicken. Justin ist nämlich im Moment allein und ihm ist auch langweilig.

Es sind mittlerweile schon einige Einsendungen beim DLR eingetroffen. Hier sind einiger der eingesendeten, gebauten und gebastelten Roboter von der flickr-Seite des DLR:

#RoboterAtHome

Kreative Roboter und eine sehr schöne Idee vom DLR. Also: Roboter bauen und basteln, fotografieren und dann schicken an: machmit@dlr.de!

Mehr: DLR-Roboter Justin ruft Kinder auf: „Bastelt einen Roboter!“

Robuste Roboterhand vom DLR

Einen Vorgeschmack zur weiteren Entwicklung in der Robotik hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den letzten Tagen geliefert:
Angetriggert von einem Artikel in der IEEE Spektrum, wie ich annehme, berichteten in den letzten Tagen allerhand englischsprachige Robotik-Blogs (z.B.) über die neue Roboterhand, die das DLR vorgestellt hat.

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Leichtbau-Hand des DLR

Die Hand sieht nicht nur spektakulär aus, ihre wahre Sensation liegt zum einen in ihrer Ähnlichkeit zur menschlichen Hand und vor allem in ihrer Robustheit. Die Ähnlichkeit zur menschlichen Hand liegt maßgeblich im (technische) Design begründet, das dem Bewegungsapparat der menschlichen Hand sehr Nahe kommt. Dass die Hand in den Blogs dieser Welt unter Bezeichnungen wie Super Robust Robot Hand geführt wird, ist darin begründet, dass das DLR zeigen kann, dass diese Hand selbst mehrere Schläge mit einem Hammer überlebt; mit nahezu allen bisherigen Robotik-Bauteilen absolut undenkbar. Vor allem, wenn sie dafür nicht in eine Schutzhülle eingepackt sein müssen und sich dabei noch so präzise bewegen können.

Hier im Video ist die Hand zu sehen und wie mit ihr umgegangen wird:

Leichtbau-Hand des DLR in Bewegung und grob behandelt

Schon auf der Automatica im letzten Jahr zeigte das DLR die Hand plus angeschlossenem Unterarm und zog damals schon viele Blicke auf sich. Dass die Robotik-Abteilung des DLR um Hirzinger plant, sozusagen als nächsten großen Wurf, dieses Designprinzip innerhalb der nächsten fünf Jahr in einen Vollkörper-Humanoiden fließen zu lassen, stimmt mich äußerst erwartungsvoll. Der Plan ist, so hört man aus eingeweihten Kreisen, innerhalb der nächsten fünf Jahre die Hardware des Roboter fertigzuhaben und in weiteren fünf Jahren den Roboter vollständig zu beherrschen, so dass er rennen und Treppen rauf- und runterspringen kann. Und wem ist das mehr zuzutrauen, als dem DLR, nachdem die Robotik-Abteilung zuletzt mit dem Leichtbau-Industriearm gezeigt hat, zu welchen technologischen Sätzen man dort in den Lage ist.

Was diese Hand so besonders robust macht, ist ihr durchdachtes Design, moderne Materialien, aber vor allem die Verwendung von künstlichen Sehnen zur Bewegung der Finger. Diese erlauben es, plötzlich auftretenden Kräften nachzugeben (wie zum Beispiel bei einem Aufprall), so dass die Struktur der Hand und die Elektronik von diesen Kräften nicht verletzt wird. Weiterhin wurden die Sehnen in einer Art und Weise verbaut, die es erlauben, ihre Steifigkeit zu verändern. Also etwa steife Sehnen für einen möglichst präzisen Griff und weniger steife Sehnen, wenn es darum geht, unbekannte Gegenstände zu ertasten, oder empfindliche Objekte sanft zu greifen.

Mit insgesamt 19 Freiheitsgraden ist die Hand außerdem ähnlich bewegungsfähig wie unsere Hand (die gerade einmal einen Freiheitsgrad mehr hat). Bei der Konstruktion haben die Bauer darauf achtgegeben, dass die Bewegungsabläufe der Finger denen menschlicher Finger sehr nahe kommen, was diese Hand insgesamt mit all den obigen Faktoren zur aktuell wahrscheinlich coolsten Roboterhand für Humanoide macht. Der Konferenzbeitrag 1 zu der Hand und diesem Arm wurde auf der HUMANOIDS-Konferenz im Dezember in Nashville folgerichtig mit dem Best Paper Award ausgezeichnet. Dort zeigte der Vortragende Grebenstein im Video, wie mit einem Baseball-Schläger auf den Arm eingeschlagen wird, ohne dass dieser Schaden nimmt. Und das – das macht es so beeindruckend – nicht etwa mit ausgeschalteten Motoren und schlaff herumhängend, sondern in voller Positionsregelung. Ein gehöriger Unterschied, muss man doch bislang mit Robotern jede Bewegung im Vorhinein in Simulation ausführen, um jede Kollision mit eigenen Körperteilen oder anderen Objekten und eine damit einhergehende Beschädigung des Roboters auszuschließen.

Auf den Humanoiden des DLR in diesem Design kann man nur gespannt sein. Mehr und mehr beeindruckende Humanoide hat man in den letzten zwei Jahren die Weltbühne betreten sehen. Aber ein Leichtbau-Roboter, der in jedem Detail so durchdacht und so technologisch fortgeschritten ist, wie es uns mit der DLR-Hand gezeigt wurde, dürfte ein neues Niveau erreichen.