Robotikexperimente mit LEGO

Aufmerksam geworden bin ich auf das folgende Experiment, da es mir im Internet vielfach unter Schlagzeilen wie „mit LEGO einen Mars-Rover bauen“ begegnete. Auch wenn diese Schlagzeile irreführend ist, ist das Video nicht weniger interessant.

Der Bastler des Experiments, der Brick Experiment Channel, probiert hintereinander viele verschiedene, komplexer werdende Gestalten (Kinematiken) eines mobilen Roboters aus. Während die erste Ausbaustufe noch an einem einfachen Buch als Hindernis scheitert, klettert der Roboter in seiner finalen Form über Bücherstapel und an Überhängen hoch:

Das Video zeigt nicht nur sehr schön, wie sich durch schnelles Experimentieren und Ausprobieren – Rapid Prototyping – die Kinematik eines Roboters für seine Aufgabe entwickeln lässt. Sondern es zeigt außerdem, wie wichtig die Gestalt eines Roboters ist. So werden durch relativ kleine Änderungen der Kinematik (größere Räder, ein zusätzliches Gelenk, ein zusätzlicher Motor) Aufgaben möglich, die vorher undenkbar oder sehr kompliziert gewesen wären. Wer in diesen Kaninchenbau hinab steigen will, dem sei der Suchbegriff „morphological computation“ empfohlen. Dahinter verbirgt sich eine Disziplin, die erforscht, welchen Einfluss die Gestalt eines Lebewesens oder einer Maschine auf dessen Bewegungsfähigkeit oder sogar dessen kognitive Prozesse hat.

Do You Love Me?

Boston Dynamics ist – natürlich – von Anfang an immer mal wieder in bei uns Thema gewesen: 2009 mit dem abgefahrenen Video von BigDog und ersten Videos vom Zweibeiner PetMan, Anfang dieses Jahres dann mit Gymnastikübungen von dem Humanoiden Atlas, und schließlich im September mit dem Verkaufsstart von Spot.

Was Boston Dynamics heute zeigt ist aber einfach ein Brett und so unfassbar gut! Die Bewegungen der Roboter sind so flüssig und dynamisch, dass ich mich mehrfach während des Videos daran erinnern muss, dass es weder CGI noch ein Mensch in Roboterkostüm ist:

Tanzvideo von Boston Dynamics

I’m back to let you know I can really shake ‚em down

Unglaublich gut!

Weihnachtsparties abgesagt? Nicht für Roboter!

Frohe Weihnachten wünschen die Roboter vom Karlsruher FZI.

Wie in jedem Jahr haben auch in diesem Jahr – trotz der widrigen Umstände – Robotiklabors und -firmen rund um die Welt weihnachtliche Geschichten und Videos mit Robotern produziert. Bei IEEE Spectrum Automaton gibt es eine ansehnliche Sammlung von Videos, hier nur eine kleine Auswahl davon:


Dass Weihnachtsparties in diesem Jahr zuhauf ausfallen, muss Roboter nicht stören, wie das Karlsruher FZI zeigt. Da kümmern sich die Roboter eben selber um die gemütliche und weihnachtliche Stimmung:

Weihnachtsparties abgesagt? Nicht für Roboter!

Ein wiederkehrendes Thema in den Weihnachtsvideos im amerikanischen Raum ist, wie den fleißigen Weihnachtselfen die monotone Arbeit abgenommen oder zumindest erleichtert werden kann:

FANUC erleichtert Weihnachtselfen die Arbeit
Auch Robotiq hilft den Weihnachtselfen

Außerdem hilft ein Spot-Roboter einem einfallsreichen Hund gegen die Langeweile in den Weihnachtstagen:

Spot hilft gegen Langeweile

Und zum Schluss noch eine weihnachtliche Quadrokopter-Choreografie:

Weihnachtliche Quadrokopter-Choreografie

Noch mehr weihnachtliche Videos von und mit Robotern gibt es bei IEEE Spcetrum Automaton.

Frohe Weihnachten und schöne Feiertage!

Petoi Bittle und Cardbots

Immer mal wieder werde ich über Artikel, z.B. bei heise, golem oder in Blogs auf Kickstarter-Projekte aufmerksam, die Roboter oder – noch besser – Roboter-Kits zum zusammenbasteln anbieten. Es zuckt immer in meinen Fingern, diese Projekte zu unterstützen. Leider weiß ich mittlerweile aus Erfahrung, dass diese Projekte mangels Zeit dann doch irgendwie oft liegenbleiben. Ich werde wahrscheinlich noch warten müssen, bis mein Sohn groß genug ist, damit ich mit ihm zusammen daran rumbauen kann.

Im folgenden zwei Projekte, bei denen ich in den letzten Tagen wieder ganz kurz davor war:

Petoi Bittle

Bei dem kleinen Roboterhund Petoi Bittle überzeugt mich einmal die Größe (passt ungefähr auf eine Hand) und einfach die unfassbar geschmeidigen Bewegungen (ab ca. 0:30 im Video):

Mit knapp 500€ ist bezahlt man für diese eleganten Bewegungen allerdings auch eine Menge Geld dafür.

Cardbots

Das zweite Projekt, bei dem ich nur Millimeter davor war, auf den Knopf zu drücken, sind die Cardbots, auf die ich via robots-blog aufmerksam geworden bin. Wie in der nachfolgenden Animation zu sehen, verkauft das aus Mexiko stammende Projekt die notwendigen Motörchen (gibt’s dieses Wort?), Winkelchen und sonstige Teilchen, um aus Pappe beliebige Roboterkonfigurationen zu basteln.

Cardbot in Aktion. Quelle: Cardbots auf Kickstarter

Klingt für mich nach viel Potential für Kreativität und vielleicht sogar nach dem richtigen Bausatz für Robotik in Schulkassen. Oder vielleicht ein gutes Weihnachtsgeschenk? Das Set kostet exklusive Versand 1.800 Mexikanische Peso, das entspricht ungefähr 73 Euro. Zur Unterstützung (und Kauf) der Cardbots bleiben nur noch 20 Tage! Das Video dazu gibt’s hier:

https://www.kickstarter.com/projects/cardbots/cardbots/

Insgesamt lohnt es sich auf jeden Fall, ab und zu mal bei Kickstarter die Kategorie ‚Roboter‘ zu durchwühlen.

IROS 2020 wird virtuell und komplett kostenlos

IROS 2020 On-Demand

Eigentlich sollte die IROS, neben der ICRA die wohl wichtigste Robotik-Konferenz, in diesem Jahr im Oktober in Las Vegas stattfinden. Eigentlich. Natürlich macht der neuartige Coronavirus diesem Plan einen Strich durch die Rechnung, wie zuletzt schon der ICRA und auch der ROSCon und vielen anderen Konferenzen weltweit.

Die gute Nachricht ist aber: sie findet virtuell statt, als IROS 2020 On-Demand. Und noch besser: sie ist komplett kostenlos.

Mit der kostenlosen Registrierung gibt es Zugang zu allen technischen Vorträgen, Panel-Diskussionen, Keynotes, Workshops, Tutorials, etc. Wenn ich es richtig verstehe, gibt es damit auch kostenlosen Zugriff auf die Proceedings bei IEEE und damit auf alle Konferenzbeiträge in schriftlicher Form.

Es lohnt also, sich zu registrieren und zwar hier: IROS 2020 Sign-Up. Am 25. Oktober 2020 geht’s los und geht bis zum 25. November.

Pepper erinnert an Masken

Ein weiterer Artikel aus der Serie „Roboter gegen COVID-19“: Pepper erinnert uns daran, unsere Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) zu tragen.

Pepper mit Maske
Die Mund-Nasen-Bedeckung hilft Pepper sicher nicht. Sie soll aber daran erinnern, eine zu tragen.

Geplante Einsatzorte für Pepper sind sowohl Geschäfte als auch Büros, in denen Menschen auch mal versehentlich vergessen, Ihre Masken zu tragen. Die in Pepper eingebaute, auf OpenCV basierende Gesichtserkennung kann das erkennen und ein entsprechendes Verhalten bei Pepper auslösen. Erkennt Pepper etwa, dass die untere Gesichtshälfte nicht ordentlich bedeckt ist, weist der Roboter freundlich darauf hin („You have to always wear a mask properly.“, etwa: „Sie müssen ihre Maske immer ordentlich tragen.“). Setzt die betreffende Person ihre Maske dann allerdings auf, bedankt sich Pepper auch artig: „Thank you for having put on your mask“ (etwa: „Danke für das Ausetzen der Maske“).

Wie im folgenden Video zu sehen ist, kann Pepper mehrere Personen gleichzeitig nach Masken scannen und zeigt diese auf seinem Display entweder mit roter Umrandung (trägt keine MNB) oder grüner Umrandung an:

Pepper erinnert Menschen an das Tragen ihrer Mund-Nasen-Bedeckung

Das Verhalten des Roboters kann laut Hersteller SoftBank noch erweitert werden, zum Beispiel dem Geschäft zu melden, wenn sich in ihm Personen ohne Masken aufhalten. Als Roboter-Polizei sei das nicht gedacht, versichert man bei SoftBank, sondern nur als freundliche Erinnerung. Nunja…

Im Video ist leider nicht zu erkennen, wie gut das wirklich funktioniert. Dort wirkt es doch etwas aufgesetzt und alle Personen beugen sich ganz deutlich vor die Kamera des Roboters. Solch optimalen Bedingungen für die Gesichts- bzw. Maskenerkennung dürfte es im echten Geschäfts- und Büroumfeld doch seltener geben.

Boston Dynamics‘ Spot jetzt auch in Europa zu haben

Wie Boston Dynamics heute bekannt gab, ist der kleine, flinke Vierbeiner Spot jetzt nicht mehr nur in den USA, sondern auch Europa, Großbritannien und Kanada erhältlich.

Boston Dynamics Spot
Spot

Spot ist für schlappe 74,500$ zu haben und innerhalb von 6-8 Wochen bei Dir. Wenn das kein Schnäppchen ist … Großkunden und Universitäten kommen sogar noch günstiger dran.

Hier nochmal das tolle Launch-Video aus dem letzten Jahr:

Bei Merck in Darmstadt ist Spot sogar schon im Einsatz. Zusammen mit Energy Robotics wurde Spot dort in Betrieb genommen, um die Anlagen des Chemieunternehmens zu inspizieren.

Also: nichts wie los!

Über weitere Einsätze von Spot in Europa und Deutschland höre/lese ich gerne.

Gisela im Bikini

Dieser Artikel wird weniger schlüpfrig als es der Titel verspricht. Gisela ist nämlich ein Roboter und mit Bikini ist das Bikini Berlin gemeint, also ein Einkaufszentrum. Dort steht, wie mich eine Freundin vor einigen Tagen aufmerksam gemacht hat, ein Roboter, der Spielzeugroboter zusammensteckt und verkauft.

Der sogenannte Workerbot hat zwei 85 cm langen Arme, dem Anschein nach zwei Universal Robots, und eine Größe von 2,10 m. Gebaut wurde er von der Berliner Firma pi4. Seinen Namen, Gisela, hat der Roboter von der Mutter des Erfinders und Firmenchefs, Matthias Krinke.

Interessierte können Gisela im Erdgeschoss des Einkaufszentrums Bikini Berlin bestaunen. Gegen 6 Euro baut der sogenannte Workerbot innerhalb von sechs Minuten einen kleinen Papp-Roboter aus 14 Teilen zusammen. Elf Stunden am Tag, ohne Pause. Wenn ich nächstes Mal in Berlin bin, will ich die 6 Euro auf jeden Fall investieren.

Lustig ist auch die Schlagzeile, die die Berliner Zeitung titelt: Gisela ist die erste Berliner Verkäuferin, die immer nett ist.

ROS World 2020 ersetzt ROSCon 2020

Eigentlich sollte im Oktober diesen Jahres die alljährliche ROSCon, eine Konferenz rund um ROS, das Robot Operating System, in New Orleans stattfinden. Vernünftigerweise passiert das wegen der COVID-Pandemie natürlich und leider nicht. Stattdessen findet in diesem Jahr als Ersatz zum ersten Mal überhaupt ein ROS World statt.

Die ROS World 2020 wird eine virtuelle 1-Tages-Konferenz am 12. November, die die ROSCon ersetzt und der ROS-Community einen Ausgleich geben soll, sich trotzdem auszutauschen und vernetzen zu können. Wie bei einer ROSCon wird es natürlich auch bei der ROS World viele Vorträge aus der Community geben, die im Live Stream übertragen werden. Dazu kommen Diskussionsforen, 1-zu-1-Videochats zwischen Teilnehmer:innen und Interaktionsmöglichkeiten während des Vortrags zum Fragenstellen und Abstimmen über Themen.

Ich habe mich auf jeden Fall schon als Teilnehmer registriert, vielleicht werde ich mich auch noch an einem Beitrag beteiligen (etwa zu micro-ROS). Die Registrierung zum Event scheint erstmal kostenlos zu sein, zumindest noch bis zum 5. Oktober. Hier geht’s zur Registrierung!

Die nächste ROSCon gibt es dann voraussichtlich vom 21. – 22. Oktober, natürlich in New Orleans.

Eine dringende Frage der Community wurde auch schon beantwortet: Ja, es gibt T-Shirts! 😉

Mars-Rover Perseverance macht sich auf den Weg

Heute also soll es soweit sein und der neue Mars-Rover Perseverance soll um 13:50 Uhr mittel-europäischer Zeit in Richtung Mars aufbrechen. Der umgerechnet 2,2 Milliarden Euro teure Roboter ist der komplexeste Roboter, der bislang zum Mars geschickt wurde. Er hat neben viel eigener Sensorik auch die kleine Helikopter-ähnliche Drohne Ingenuity mit an Bord.

Untersuchen bzw. finden sollen die beiden … natürlich … Spuren von (mikrobakteriellem) Leben. Aber sie werden auch das Mars-Klima und die Geologie des Mars‘ untersuchen. Die Landestelle wurde übrigens mit deutscher Beteiligung ausgewählt. In die Auswahl sind Bilddaten und die daraus berechneten Geländemodelle der hochauflösenden DLR-Stereokamera HRSC der früheren ESA-Mission Mars Express eingeflossen. Die Expertise des DLR nutzt die NASA auch bei dieser Mission wieder, nämlich in der Mastcam. Die Mastcam ist ein panoramisches und stereoskopisches Kamerasystem mit Zoomobjektiv. Neben vielen anderen Partnern ist daran auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die österreichische Joanneum Research GmbH beteiligt.

Um die lange Wartezeit bis zur Landung im Februar 2021 zu überbrücken, hat die NASA auf ihrer Website ein wunderbares 3D-Modell von Perseverance zur Verfügung gestellt, das sich auf beliebigen Websites einbinden lässt … also auch hier:



Mars-Rover Curiosity
Der Mars-Rover Curiosity im Vergleich. [NASA]

Insgesamt ist Perseverance dem Vorgänger Curiosity schon sehr ähnlich. Es scheint so, als hätte die NASA ihre Vorzugsbauweise für Mars-Rover gefunden (siehe rechts).

Eine noch coolere Version dieses 3D-Modells hat die NASA übrigens auf ihrer Website. Dort kann man nicht nur den Rover von allen Seiten begutachten, sondern ein Click auf das entsprechende Bauteil gibt Hintergrundinformationen dazu preis. Zu sehen gibt’s das hier: NASA – Learn About the Rover.