Robotics Debates 2020

Am heutigen Freitag, den 5. Juni 2020, finden im Rahmen der ICRA 2020 die Robotics Debates statt: drei fokussierte Debatten mit jeweils vier Expert:innen und einem/einer prominenten Moderator:in. Da die ICRA 2020 virtuell stattfindet, gilt dies auch für die Robotics Debates, die damit glücklicherweise für jeden zugänglich sind. Hier ist der offizielle Trailer dazu:

Robotics Debates 2020 – Trailer

Die drei Debatten sind:

  1. Die Frage, ob die Kosten von großen, globalen wissenschaftlichen Konferenzen deren Nutzen überwiegen – moderiert von dem Berliner Robotik-Professor Oliver Brock, diskutieren werden Ruzena Bajcsy von der UC Berkeley, Katherine Kuchenbecker vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart, Steven LaValle und Gregory Dudek vom Samsung AI Center – 15:10 – 16:30 Uhr mittel-europäischer Zeit.
  2. Die Frage, ob die Robotikforschung Benchmarks, standardisierte Datensätze und Simulation überbewertet – moderiert von Michael Milford, diskutieren werden Aleksandra Faust von Google Brain, Vijay Reddi, Pieter Abbeel von der UC Berkeley und Davide Scaramuzza von der ETH Zürich – 16:40 – 18:00 Uhr mittel-europäischer Zeit.
  3. Die Hypothese, dass Haushaltsroboter bislang gescheitert sind, weil wir noch fundamentale Missverständnisse der Mensch-Roboter-Interaktion haben – moderiert von Hadas Kress-Gazit, diskutieren werden AJung Moon, Maja Mataric von der University of Southern California, Jennifer Dawson vom Toyota Research Institute und Henrik Christensen von der University of San Diego – 18:10 – 19:30 Uhr mittel-europäischer Zeit.

(alle Zeiten ohne Gewähr und unter der Annahme, dass ich mich mit den Zeitzonen nicht verrechnet habe 😉 )

Mehr dazu auf roboticsdebates.org, die Debatten gibt’s im Livestream auf icradebates.github.io.

Ich finde großartig, dass die Robotik die aktuelle Situation nutzt, um sich so zu öffnen, dass diese Debatten zum Beispiel nicht nur den zahlenden Konferenzteilnehmer:innen offen stehen, sondern weltweit allen Interessierten.

ICRA 2020 findet online statt

Die International Conference on Robotics and Automation (ICRA), die weltgrößte und vielleicht auch bedeutendste Robotik-Konferenz, findet in diesem Jahr nicht wie geplant in Paris, sondern im Internet statt. Schuld ist natürlich COVID-19 bzw. der ursächliche neuartige Coronavirus, aber sie ist dadurch deutlich erschwinglicher und offener geworden. Ein positiver Nebeneffekt?

Während Reisen zu Konferenzen üblicherweise dick vierstellige Beträge kosten (Teilnahmegebühr, Anreise und Aufenthalt), ist eine Teilnahme an der ICRA 2020 im Rahmen von 150 EUR zu haben. Und es steht jedem frei, sich zu registrieren und teilzunehmen. 150 EUR sind natürlich nach wie vor nicht wenig Geld, aber für dieses Geld bekommt man eine Menge Inhalt und Einblicke in die aktuelle, welt-weite Forschung in der Robotik. Eine (bisher) einmalige Gelegenheit!

Die ICRA 2020 findet online statt.

Während die ICRA sonst inklusive aller Workshops und Tutorials innerhalb einer knappen Woche über die Bühne geht, läuft es dieses Mal etwas anders. Die eigentliche Konferenz beginnt am morgigen Sonntag, am 31. Mai, und dauert bis zum 15. Juni. Zugriff auf alle Inhalte gibt es allerdings noch bis zum 31. August. Alle Plenardiskussionen, Vorträge, etc. wird es im IEEE.tv geben (sofern die Server halten). So zum Beispiel auch die von Wolfram Burgart ausgerichte Plenardiskussion zum Thema „Covid-19: Wie können Robotiker helfen?“, am 1. Juni um 15 Uhr mittel-europäischer Zeit. Und auch der weitaus größte Teil der insgesamt 1,516 Konferenzbeiträge wird online verfügbar sein, in Form von vorher aufgezeichneten 5-10-Minuten-Voträgen.

Auch unangemeldet empfiehlt sich übrigens höchstwahrscheinlich den Twitter-Account @icra2020 und den Hashtag #icra2020 zu beobachten.

Mein großer Respekt gilt den Organisatoren der diesjährigen Konferenz, die es geschafft haben, innerhalb weniger Wochen die größte Robotikkonferenz der Welt komplett umzubauen und in eine Online-Konferenz zu verwandeln. Das geschaffene Online-Konferenzprogramm kann sich wirklich sehen lassen und hat – wie eingangs gesagt – sogar Vorteile gegenüber dem klassischen Modus:

  1. Es ist viel erschwinglicher und für viel mehr Teilnehmer offen. Theoretisch kann jeder mit Interesse an Robotik, Internetzugang und ausreichend Englischkenntnissen für einen vergleichbar kleinen Betrag teilnehmen und den aktuellen Forschungsstand erleben.
  2. Während man sonst mitunter schwierige Entscheidungen zu treffen hat, welchen von mehreren parallel laufenden Vorträgen man sich ansehen wird, gibt es dieses Problem dieses Mal nicht. Ich kann mir theoretisch alle der 1500 Vorträge nacheinander in der Reihenfolge und zur Uhrzeit meiner Wahl ansehen.
  3. Die positiven Effekte für die Umwelt, wenn keine dick vierstellige Zahl an Forschern von allen Erdteilen per Flugzeug anreisen, kommen noch dazu.

Aber es ist natürlich nicht alles positiv. Ich selbst habe mit eigenen Beiträgen 2012 in Saint Paul an der ICRA teilgenommen, 2013 „um die Ecke“ in Karlsruhe, sowie 2015 in Seattle. Eine solche Konferenzteilnahme hat nämlich viele tolle Aspekte, die in diesem Jahr leider wegfallen oder zu kurz kommen werden. Sämtliches Netzwerken, spontanes und zufälliges Kennenlernen von gleichgesinnten Forscher, Treffen von Bekannten, unverbindlicher Austausch etc. wird in diesem Jahr anders sein und vermutlich sehr viel schwieriger oder ganz wegfallen. Das ist natürlich schade und ein Einschnitt.

Ich habe mich trotzdem angemeldet und freue mich auf die zahlreichen Vorträge und Neuigkeiten aus der Robotik! Gerade mit dem Hintergrund meiner vorigen ICRA-Teilnahmen bin ich gespannt, wie sich die Konferenz in dem neuen Format anfühlt.

Sind Betroffene unter unseren Lesern, die berichten können, wie die Vorbereitung auf die Konferenz aus Autorensicht ablief? Ich bin in diesem Jahr nämlich mit keinem eigenen Beitrag vertreten.