NotMyRobots – Interview mit Arne Maibaum

(this interview is available in English)

Schon seit längerem geplant und jetzt in Vorbereitung eines längeren Artikels endlich mal dazu gekommen: ein Interview mit Arne Maibaum von NotMyRobots über NotMyRobots.

HAL
HAL 9000, augenzwinkerndes Logo von NotMyRobots [Quelle]

Ich bin eigentlich nur mit einigen, wenigen Fragen ins Interview gegangen, rund um eine Kernfrage in Vorbereitung meines Artikels. Das Gespräch hat dann aber doch insgesamt fast eine Stunde gedauert und war extrem interessant. Es ging um den Terminator und Roboter, die uns die Jobs weg nehmen, aber auch um viele unerwartete Aspekte wie Sexismus, Rassismus und Epistemologie. Wie Arne Maibaum zum Ende des Gesprächs sagt: „Das kommt davon, wenn man mit SozialwissenschaftlerInnen redet.“ Hier also das ganze Interview:

Ich: Hallo, Arne! Für alle, die es noch nicht kennen: Was ist NotMyRobots überhaupt?

Arne Maibaum: Wir haben ja auch eine kleine Beschreibung in unserem Twitter-Profil und auf unserer Website. Vor allem auf Twitter haben wir gesehen, dass wahnsinnig viele ganz fürchterliche, unrealistische, aber vor allem auch tatsächlich falsche Visualisierungen für populärwissenschaftliche Robotik-Artikel benutzt werden. Allerdings teilweise auch in Teasern zu wissenschaftlichen Artikeln. Das sind unrealistische Bilder in Artikeln zu Robotern, aber auch – in letzter Zeit immer mehr – in Artikeln zu AI, die ja häufig auch mit Robotern bebildert werden.

Google-Bildersuche nach'Robot AI'
Beispielhafte Google-Bildersuche nach ‚Robot AI‘

‚Wir‘ sind dabei Philipp, Lisa, Laura und ich. Phillip und ich arbeiten bei einer Robotikgruppe an der TU Berlin. Laura und Lisa sind in München und arbeiten auch aus einer sozial- bzw. kultur-wissenschaftlichen Perspektive an dem Thema Robotik. Phillip und ich sind zwar beide Soziologen, sind aber in der Mensch-Roboter-Interaktion gelandet. Wir haben alle schon immer diese Bilder gesammelt. Das heißt, alle von uns hatten ohnehin schon so eine kleiner Galerie des Schreckens in der Hand. Lisa widmet sich außerdem in ihrer Arbeit dem Roboter in der Popkultur der Amerikanischen Geschichte. Das heißt, sie hat das auch in Ihrer Dissertation benutzen können.

Aus diesem Konglomerat haben wir uns dann überlegt, dass wir das in irgendeiner Weise publik kritisieren müssen. Als eine Maßnahme dafür haben wir den Twitter-Account @NotMyRobots gegründet, der versucht, auf Twitter aufzuzeigen, wenn diese Symbolbilder verwendet werden. Wenn uns jemand solche Bilder über den Hashtag #notmyrobot zuträgt, das machen mittlerweile ziemlich viele, re-tweeten und sammeln wir die. Je nach Bild versuchen wir auch mit eigenen kritischen Kommentaren aufzuzeigen, warum wir das nicht gut finden.

Wie sind die Leute auf Euch gekommen? Also wie ist das passiert, dass da jetzt mittlerweile so viele mithelfen?

Ich denke mal, viele Robotiker stört das ganz gewaltig. Ich glaube aber auch, gerade viele Leute, die aus den Humanwissenschaften kommen, sind da auch extrem sensibel für. Viele von denen haben solche Bilder auch vorher schon immer gesehen und den Kopf geschüttelt. Da ergibt sich dann eine gewisse Anzahl von Leuten, die dieses Problem auch sehen und denen unsere Initiative gefällt. Die nutzen dann unseren Hashtag oder taggen uns.

Das ist interessant. Mir fallen diese Bilder natürlich auch seit Jahren auf, mindestens seitdem ich selber in der Robotik bin. Ich rolle dann auch mit den Augen, habe aber nie wirklich reflektiert, dass das wirklich schädlich ist. Warum ist das denn so schlecht?

Also wovon wir immer ausgehen ist, dass Technik nicht aus dem leeren Raum kommt und Roboter nicht einfach so gebaut werden, wie es die Technik empfiehlt. Sondern, und das ist jetzt die soziologische Perspektive, Technik ist immer mensch-gemacht und immer sozial konstruiert. Als ein solches ist sie natürlich auch Aushandlungsprojekt davon, wie die Gesellschaft Robotik und Roboter sieht. In die Kommunikation darüber, wie so eine Technologie konstruiert wird, spielt natürlich Visualisierung eine große Rolle. Bei Pflegerobotern zum Beispiel sehen wir zwei Erwartungen, die stark mit Visualisierungen gekoppelt sind:

Als allererstes ist da immer der Terminator-Roboter, der aus irgendwelchen Gründen bei Robotik-Artikeln immer wieder auftaucht. Damit geht die Erwartung einher, dass zukünftige Roboter eiskalt sein werden und potentiell tödliche Maschinen sind, mit Metallgreifern, die nach uns greifen wollen. Das ist natürlich das Horrorszenario, das schürt Angst und führt dazu, dass Leute damit nichts mehr zu tun haben wollen.

Eines meiner liebsten Beispiele ist aus einem Projekt, in dem ich als Student tätig war. Wir hatten autonom fahrende Transportsysteme, die in Krankenhäusern zum Beispiel zum Transport von Wäschekisten eingesetzt wurden: der Casero-Roboter. Die sollten dann auf einer Bohrinsel eingesetzt werden, also bei Männern, die über viele Kilometer explosionsfähiges Material anbohren. Die haben sich aber strikt geweigert, einen solchen Roboter auf ihre Bohrinsel zu nehmen, weil sie Angst davor hatten, dass der sie alle umbringt. Dieses Bild kommt natürlich durchaus aus der Science-Fiction und dieser Angst, einer solchen Maschine ausgeliefert zu sein. Und wenn wir dann Artikel sehen, die so ein Bild unter ‚Roboter sollen uns helfen‘ setzen, ist das natürlich inhärent problematisch dafür, wie die Technik wahrgenommen wird. Das hat natürlich dann auch Einfluss auf Fördergelder usw.

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Robotik bei twitter

Auf Twitter finde ich regelmäßig deutschsprachige, robotische Fundstücke: Beiträge in anderen Robotikblogs, interessante Twitter-Accounts zur Robotik, Artikel über Roboter, Meinungen und Kommentare. Diese teile ich neben eigenen Kommentaren auf Twitter unter dem handle @robotik. Hier zum Beispiel meine letzten (re-)tweets:

Innenminister #Reul bei der Eröffnung des Innovation Lab über den hundeähnlichen Laufroboter Spot: „Niemand sagt, den brauchen wir jetzt akut; aber wir testen hier, in welchen Bereichen der Roboter uns in der Zukunft nutzen könnte.“ @landnrw

@SZ @NotMyRobots You have made a mistake in the image selection, "Robo-Advisor" are 1) certainly not male humanoid robots. 2) These would have certainly also no headset on and 3) would need these also no laptop for their "work" ; )

...und hier kommen die Ergbenisse aus der Dezember-Befragung: Wir haben unseren Befragten (n=1015) vier Bilder vorgelegt und gefragt: "Welches der folgenden Bilder entspricht am ehesten ihrer Vorstellung von Künstlicher Intelligenz?"

„Denkender“ Lego-Roboter navigiert sich selbständig aus Labyrinth https://t3n.de/news/denkender-lego-roboter-navigiert-durch-labyrinth-1438833/?utm_source=twitter.com&utm_medium=social&utm_campaign=social-buttons via @t3n

#Xenobots: Von KI entworfene winzige Bioroboter können sich nun vervielfältigen:
https://www.heise.de/news/Xenobots-Von-KI-entworfene-winzige-Bioroboter-koennen-sich-nun-vervielfaeltigen-6279786.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
#robotik #roboter

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Es lohnt sich, dem Account zu folgen, da die Schlagzahl dort deutlich höher ist als hier im Blog. Ich versuche dort, einen guten Überblick darüber zu vermitteln, was gerade in der – insbesondere deutsch-sprachigen und europäischen – Robotik so abgeht.

Einen noch reichweiten-stärkeren und internationaleren Twitter-Account betreibe ich übrigens unter dem handle @planetrobotics. Der ist in englischer Sprache und hat, anders als der @robotik-Account, keinen europäischen Fokus.

Gerne folgen und weitersagen!

Deutsche Teams beim RoboCup

Das DFKI (Deutsches Forschungszentrum für küstliche Intelligenz) hat heute eine Pressemitteilung über die just gestarteten Roboter-Weltmeisterschaften veröffentlicht. Darin ist auch eine Auflistung verschiedener deutscher Teams und deren Ambitionen beim diesjährigen Wettbewerb enthalten. Durchaus lesenswert als Übersicht, auch wenn einige der 21 Teams von deutschen Universitäten und Forschungsinstituten in der Auflistung fehlen:

Pressemitteilung: Weltmeisterschaft der Roboter eröffnet

Mindestens drei der deutschen Teams twittern übrigens auch fleißig über den Fortgang der Wettkämpfe und haben dort auch im Vorfeld schon einige Einblicke in die die Vorbereitung gegeben:

@Dribblers – Darmstadt Dribblers

@FUmanoids – Fußballroboter der Freien Universität Berlin

@DarmstadtRescue – Darmstadt Rescue Team

Um generell hinsichtlich des RoboCup 2011 in Echtzeit auf dem Laufenden zu bleiben, empfiehlt sich ebenfalls Twitter. Zum einen der offizielle RoboCup-2011-Twitteraccount und zum anderen eine Suche nach dem
#RoboCup-Hashtag:

@RoboCup_2011 – RoboCup 2011 bei Twitter

#robocup – Echtzeitnachrichten zum RoboCup

Kennt jmd. noch weitere Twitter-Account von deutschen RoboCup-Teams oder andere lohnenswerten Nachrichtenquellen für den RoboCup 2011?

Mars-Rover Spirit muss den Winter überstehen

Der Mars-Rover Spirit bleibt wohl an seinem jetzigen Platz. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA schreibt, dass man nur noch wenige Manöver im Kopf hat, um Spirit zu befreien. Man will sich daher nun darauf fokussieren, den Mars-Rover in eine Lage zu bringen, in der er den harten marsianischen Winter überstehen kann.

„Spirit is not dead; it has just entered another phase of its long life,“
said Doug McCuistion, director of the Mars Exploration Program at NASA Headquarters in Washington. „We told the world last year that attempts to set the beloved robot free may not be successful. It looks like Spirit’s current location on Mars will be its final resting place.“ – JPL

Man wird noch einige Manöver ausprobieren, die man in den letzten Monaten in einer extra dafür konstruierten Sandkiste in NASAs Jet Propulsion Laboratory mit einem Doppelgänger von Spirit ersonnen und ausprobiert hatte. Da aber eines der Räder bereits über keinen Antrieb mehr verfügt, schwinden die Chancen, Spirit bis zum im Mai anbrechenden marsianischen Winter freizufahren.

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Der Test-Sandkasten in Kalifornien

So wie es aktuell aussieht, wird der Mars-Rover also bis zum Ende seiner Tage an dem Ort bleiben, an dem er sich im April 2009 festgefahren hatte. Die Untersuchungen sollen aber auch an diesem Ort weitergehen, wenn es der Rover durch Winter und Frühling schafft. Auch an Ort und Stelle können weitere Dinge untersucht werden. Schließlich weiß man schon jetzt mehr über die Rutschfestigkeit des Marsbodens als man es ohne diese Notlage jemals herausgefunden hätte. Der Rover wird wohl also in Zukunft unfreiwillig die erste Mars-Bodenstation werden.

Der Fokus liegt nun mehr und mehr darauf, den Rover in eine Lage zu bringen, die die Solarzellen in einen geeigneten Winkel stellt, damit er den Winter über genug Energie hält.

„Every bit of energy produced by Spirit’s solar arrays will go into keeping the rover’s critical electronics warm, either by having the electronics on or by turning on essential heaters.“ – JPL

Spirits Bruder/Schwester Opportunity übrigens ist weiterhin mobil und erkundet zur Zeit einen Krater auf dem Mars. Die beiden Rover sind seit dem Januar 2004 auf dem Mars und haben beide für sich alle Erwartungen weit übertroffen und mit ihren sechs Jahren Einsatz bereits jetzt das ursprünglich geplante Ziel, eine 90-tägige Mission, pulverisiert.