Roboter zur Unterstützung gegen das Coronavirus

Als Antwort auf das Coronavirus werden, wie auch bei vielen Katastrophen zuvor, wieder Roboter als Wunderwaffe aus dem Hut gezaubert. Sie sind dieses Mal, anders als bei vorigen Katastrophen, allerdings auch tatsächlich schon im Einsatz und in Teilen nützlich. Besonders trifft das wohl auf Telepräsenzroboter zu.

Telepräsenzroboter

Telepräsenzroboter sind erstmal ein technisches Mittel, um direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt zu verhindern. Sie erlauben die Kommunikation über Distanz und verringern somit die Gefahr, Krankheiten zu übertragen. Das ist in einer Zeit, in der Social Distancing ausgerufen wird natürlich insgesamt nützlich, insbesondere allerdings in Krankenhäusern, wo es primär dem Schutz des medizinischen Personals dient.

So wird in Seattle zum Beispiel der erste Coronavirus-Fall der USA, ein Mann aus Wuhan, weitestgehend mithilfe des unten abgebildeten Roboters behandelt. Diese Behandlungsmethode wurde eigentlich für MERS und Ebola erprobt, aber kurzerhand für die aktuelle Situation genutzt.

Telepräsenzroboter, der in Seattle bei der Behandlung eines COVID-19-Patienten eingesetzt wird. [CNN.com]

Mehrere Berichte aus China verweisen dort auf ähnliche Anwendungen. Ich würde mich außerdem nicht wundern, wenn auch die aktuell dramatisch gesteigerte Arbeit von zu Hause (Home Office) und die dadurch notwendig gewordenen Videokonferenzen die Verkaufszahlen der zahlreichen Telepräsenzroboter erhöhen. Das werden wir wohl in einigen Monaten sehen können.

Lieferroboter

Aus China sind außerdem Bilder und Videos von selbstfahrenden Lieferrobotern zu sehen, die in Hotels als auch in Krankenhäusern Medikamente und Essen liefern. Wie zum Beispiel im nachfolgenden Tweet samt Video zu sehen:

JD.com liefert in China mittels autonomer Lieferroboter medizinische Hilfsgüter an Krankenhäuser und Lebensmittel. Die Alibaba-Tochter Ele.me, beliefert unter anderem Hotels per Lieferroboter mit Lebensmitteln.

Mobile Roboter zur Desinfektion

Des weiteren werden Roboter zur Desinfektion eingesetzt. So zum Beispiel in chinesischen Krankenhäusern selbstfahrende Roboter des dänischen Unternehmens UVD Robots aus Odense. Diese Roboter, siehe Abbildung, fahren von Raum zu Raum und töten Viren, Keime und Bakterien durch starkes, ultra-violettes Licht.

Roboter des dänischen Unternehmens UVD Robots aus Odense desinfiziert einen Raum

Ähnliche Roboter gibt es mehrere. Ein ähnlicher Roboter der Firma Xenex Disinfection Services ist angeblich bereits in über 500 Krankenhäusern weltweit im Einsatz, unter Anderem in den USA. Mit Siemens mischt auch eine deutsche Firma mit. Der Roboter aus dem folgenden Video, Thor-1, kann angeblich zehntausend Quadratmeter in einer Stunde desinfizieren und kommt laut Spiegel mittlerweile rund um die Uhr in mehreren Kliniken zum Einsatz:

Der Roboter Thor-1 desinfiziert Städte und Kliniken

Nach dem bei vorigen Katastrophen die Robotik an ihren eigenen geweckten Erwartungen gescheitert ist und eben nicht helfen konnte, wäre es schön, wenn Robotik bei der aktuellen Pandemie tatsächlich einen positiven Beitrag leisten könnte. Viele der Bilder und Videos sind allerdings aktuell noch vorbehaltlich und mit Vorsicht zu genießen, da es sich auch weiterhin um Marketing handeln kann, wie zum Beispiel der WDR anmerkt.

CB² – Roboter soll wie ein Menschenkind lernen

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CB2 neben seinem Schaffer

Einem Roboter ein solch komplexes mo­to­ri­sches und so­zia­les Ver­hal­ten ein­pro­gram­mie­ren zu wollen, wie es wir Men­schen besitzen, ist wohl eine un­lös­ba­re Aufgabe. Die Ver­hal­ten sind zu kom­plex, als dass es vorstellbar wäre, dass eine Gruppe von Pro­gram­mie­rern das in ab­seh­ba­rer Zeit schaffen könnte. Ein immer po­pu­lä­rer wer­den­der An­satz ist, ma­schi­nel­les Ler­nen ein­zu­set­zen, um den Ro­bo­ter selbst lernen zu lassen, was er tun soll.

Um das zu tun, wird von der Japan Science and Technology Agency (JST) das ERATO-Projekt (Ex­plo­ra­to­ry Re­search for Ad­van­ced Tech­no­lo­gy) gefördert. Das Pro­jekt entwickelt den Roboter CB², der es Menschen erlauben soll, mit dem Roboter um­zu­ge­hen wie mit mensch­li­chen Klein­kin­dern, denen wir etwas bei­brin­gen wollen.

Der Roboter verfügt dazu nicht nur über passende Sensorik, sondern merkt auch, wenn er angefasst wird, hat eine weiche Hülle und ahmt die oft ungelenken Bewegungen von Kleinkindern nach. Auf diese Weise sollen Menschen intuitiv mit dem Roboter umgehen wie mit kleinen Kindern und es dem Robtoer erlauben, ähnlich wie Kleinkinder menschliche Verhaltensweisen zu lernen.

Ein tolles Video dazu:

CB² soll lernen

Als waschechter humanoider Roboter hat CB² 56 Freiheitsgrade 1 und ist damit sehr beweglich. Er hat eine weiche Stoffhülle, um das Verletzungsrisiko für die Menschen in seiner Umgebung zu reduzieren. Mit 1,30 Metern Größe und 33 Kilogramm Gewicht ist er etwas größer, als die Kleinkinder, denen er nachempfunden ist. Wie so oft bei humanoiden Robotern, die dem Menschen möglichst ähnlich sein sollen, landet allerdings auch dieser Roboter im Uncanny Valley 2 und wirkt etwas gruselig.

Via Planet Robotics.

Patienten wollen Roboter für Operationen

Amerikanische Ärzte berichten mittlerweile, dass Patienten im Bereich von Operationen zur Behandlung von Postata-Krebs zunehmend roboter-gestützte Operationen verlangen.

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Roboter-gestützte Operation

So ist in den letzten acht Jahren die Zahl der roboter-gestützten Prostatakrebs-Operationen in den USA von 5.000 pro Jahr auf 73.000 pro Jahr und damit 86 Prozent aller durchgeführten Prostatakrebs-Operationen gestiegen. 1

Einzelne Ärzte berichten, dass sich viele Patienten mittlerweile als Einstiegsfrage danach erkundigen, ob Roboter benutzt werden und bei Verneinung schlicht auf dem Absatz umkehren. Ob sich die Qualität der Operationen durch Roboter tatsächlich verbessert, ist dabei im Moment noch nicht vollständig geklärt. 2 Warum immer mehr Patienten diese Art der Operation einfordern, ist damit auch nicht ganz klar. Möglicherweise ist das eigenen Recherchen geschuldet, oder schlichtweg dem Marketing der Geräteanbieter.

“There is no question there is a lot of marketing hype. I just think that in this particular instance, with this particular robot, there hasn’t been a quantum leap in anything.”

Dr. Andriole, Washington University, zur New York Times

Während die Servicerobotik, also die Robotik in direktem Menschenkontakt, allerorten mit einem ungeheuren Aufwand darum kämpft, die Akzeptanz von Robotern zu erhöhen, scheint es hier also ein Selbstläufer zu sein. Die Frage ist, woran das liegt. Einfach daran, dass wir die Eigenschaften, die wir mit Robotern assoziieren (Präzision, Zuverlässigkeit, …) in medizinischem Umfeld als besonders wichtig empfinden?

Im obigen Bild vermute ich übrigens einen Scherzkeks in der Designabteilung des verantwortlichen Unternehmens. Ich komme nicht umhin, in dem Gerät im Vordergrund das stilistisch nachempfundene Hinterteil eines Menschen zu erkennen. In Kombination mit der Position des Arztes ein lustiges – wenn auch thematisch durchaus passendes – Bild.

Via Planet Robotics.